Fast hundert Rot-Weiß-Herzen schlugen im Takt der Vergangenheit, als der Ehrenrat des FC Rot-Weiß Erfurt am Sonntag zum Traditionsabend unter dem bezeichnenden Motto „Erinnerungen, Ehrungen, Emotionen“ lud. Und wer dachte, dass Nostalgie leise daherkommt, wurde schnell eines Besseren belehrt: Es wurde gelacht, gestaunt, applaudiert – und zum Ende sogar gemeinsam gesungen.
Ein Verein mit doppeltem Geburtsdatum
Rot-Weiß wird im Januar 60 Jahre alt, aber in Wahrheit steckt ein 130-Jähriger im Trikot. Darauf machte der Ehrenratsvorsitzende Michael Kummer, der zugleich mit Max Laue vom Fanrat die Veranstaltung moderierte, in einem kurzen Vortrag aufmerksam.Tradition hat eben viele Geburtstage. Oder wie es Steffen Raßloff vom Ehrenrat pointierter ausdrückt:
„Damit sind wir in Sachen Tradition klar die Nummer 1 in Thüringen! Denn jener Verein aus der verbotenen Stadt wurde erst acht Jahre nach uns gegründet – und diesen Rückstand werden sie nie aufholen!“
Legenden, Lattentreffer und lange Treue
Dieter Göpel nahm die Gäste mit auf eine Reise durch seine Rot-Weiß-Karriere – mit Anekdoten aus einer Zeit, als Trikots noch aus Baumwolle waren und Spieler selbst das Netz flickten, wenn’s mal gerissen war.
Enrico Neitzel wiederum erinnerte an jenen legendären Aufstieg 2004, an große Momente – und an den „fiesen Lattentreffer“, als er noch auf Seiten von Schönberg spielte, was uns beinahe den Startplatz in der neu gegründeten zweigleisigen dritten Liga gekostet hätte.
Besonders beeindruckend: die Familie Menge, die bereits in der vierten Generation Rot-Weiß (und vorher dem Sport-Club und Turbine) die Treue hält. Blut ist eben dicker als jeder Spielbericht.
Doch nicht nur auf dem Platz, auch daneben wurde Großes gewürdigt: Treue Mitglieder wurden für ihre 20, 30 und im Falle von Dieter Keil sogar 40-jährigen Vereinsmitgliedschaft geehrt.
Von Rettern, Sammlern und Sängern
Auch zwei Männer, ohne die Rot-Weiß heute deutlich anders dastünde, wurden gewürdigt: Olaf Schwertner, für seinen großzügigen Verkauf wichtiger Medaillen und Urkunden an Rot-Weiß, und Kurt Gaida, der die von ihm vor der Entsorgung geretteten Pokale und Urkunden an RWE übergab.
Dazu Mirko Zeuchner, Vorstandsmitglied:
„Wir sind überglücklich, dass wir so viele Traditionsutensilien zum Verein zurückholen konnten. Wir möchten uns bei Kurt Gaida und Olaf Schwertner bedanken, dass sie das Ganze möglich gemacht haben. Wir werden auch weiter hart daran arbeiten, die nächsten historischen Rot-Weiß-Schätze zu bergen. Vielen Dank auch an den Ehrenrat, ohne dessen Engagement das Ganze nicht möglich gewesen wäre.“
Das Finale
Und zum Abschluss stand die Frage im Raum: „Nur Murmeln oder richtig Singen?“ – und was sollen wir sagen, es wurde lautstark gesungen! Es war der würdige Abschluss eines sehr gelungenen Traditionsabends, der selber zur Tradition werden soll.
Wir sehen uns im nächsten Jahr am gleichen Ort – und ansonsten natürlich im Steigerwaldstadion!
Ein besonderer Dank geht an die helfenden Mitglieder des Fanrats und des Mitglieder- und Fanausschusses, ohne die wir das alles nicht so reibungslos hätten stemmen können.
Michael Kummer
im Namen des Ehrenrats