Die Mannschaft des SC Turbine Erfurt, die 1955 letztmalig Meister geworden war, spielte Ende der 50-er Jahre bereits gegen den Abstieg aus der Oberliga. Die verantwortlichen Funktionäre hatten es versäumt, die Mannschaft schrittweise und leistungsstark zu erneuern bzw. zu verstärken. Aus dem eigenen Nachwuchs rückten lediglich die Spieler Harald Wehner und Günter Bach in die erste Männermannschaft auf, wichtige Stützen wie beispielsweise Siegfried Vollrath hatten ihren Leistungshöhepunkt überschritten und verließen Ende der 50-er Jahre den SC Turbine Erfurt. Dazu kamen die Weggänge einiger wichtiger spielbestimmender Spieler zum SC Motor Jena wie 1962 Heinz Hergert, 1963 Erwin Seifert, 1965 Rainer Knobloch und zum FC Carl Zeiss Jena im Jahr 1966 Udo Preuße.

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Waren bis 1963 immer auch Erfurter Spieler in den verschiedenen Auswahlmannschaften der DDR, so wurde seit 1964 kein Erfurter mehr berufen. Im Gegensatz zu den Bedingungen in Jena war durch die nicht ausreichende materielle und finanzielle Basis aufgrund der geringen Größe des Trägerbetriebs die SC-Leitung in ihren Möglichkeiten allerdings auch stark eingeschränkt, sodass leistungsstarke Neuzugänge zumeist ausblieben. Für einige Jahre hatte der SC Turbine sich sogar mit der stark geförderten und erstarkten SG Dynamo Erfurt um die besten Nachwuchsspieler auseinanderzusetzen. Diese Dynamo-Sportgemeinschaft hatte den Aufstieg in die DDR-Liga geschafft und lockte nicht nur Helmut Nordhaus als Trainer an, sondern mit Wohnungen in den Neubauten am Johannesplatz auch einige gute Spieler.

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Beim SC Turbine Erfurt kehrte auf dem Trainerstuhl keine Kontinuität ein. Es wurde durchschnittlich alle drei bis vier Jahre ein neuer Trainer eingesetzt, so beispielsweise von 1957-60 Hans Rüger, von 1960-64 Wolfgang Seifert, von 1964-66 Helmut Nordhaus und, schon als FC RotWeiß, ab 1966-70 Martin Schwendler. Alle diese Trainer konnten jedoch den sportlichen Abschwung der Erfurter Fußballer nicht aufhalten und erzielten lediglich Teilerfolge. Der SC Turbine stieg 1959 das erste Mal aus der Oberliga ab und kehrte eine Saison später wieder zurück, nach einem 10. und einem 8. Platz in den folgenden Saisons geschah das Gleiche dann noch einmal 1964. Ein Jahr später war der SC Turbine Erfurt wieder aufgestiegen, konnte sich jedoch nicht in der Oberliga behaupten und stieg als FC Rot-Weiß 1966 wieder ab. Erfurt hatte sich zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt.

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Nach der Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt im Januar 1966 und dem Einstieg des VEB Optima als Trägerbetrieb und der zur verstärkten Hilfe für die Fußballer verpflichteten Räte des Bezirkes und der Stadt Erfurt konnte sich der FC nun auch wieder mit besseren Spielern verstärken. Zu nennen sind hier vor allem der 1965 zum Fußballer des Jahres gewählte ehemalige Nationaltorwart Horst Weigang und auch Rainer Trölitzsch. Beide wurden vom 1.FC Lokomotive Leipzig geholt, hatten aber ihre Karrierehöhepunkte bereits überschritten. Dazu kamen Siegfried Nathow von der BSG Lokomotive Stendal, Günter Wolff vom BFC Dynamo und Gerd Stieler von der BSG Motor Dessau. Zusammen mit den 1965 aus Jena zurückgekehrten Erwin Seifert und Rainer Knobloch hatte der FC Rot-Weiß nun eine schlagkräftige Mannschaft zusammen. Diese Verstärkungen waren letztlich Ausdruck der gewachsenen Versorgungsmöglichkeiten des FC für seine Spieler und auf sportlicher Seite vor allem dem neuen Trainer Martin Schwendler zu verdanken.

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Der Club war bis zu seinem 1966 erfolgten Amtsantritt ein durch persönliche Beziehungen strukturiertes Gebilde. So waren beispielsweise im Jahr 1964 der Finanzleiter Hans Machts und die drei hauptamtlichen Trainer mit Helmut Nordhaus, Georg Rosbigalle und Siegfried Vollrath und drei von fünf
ehrenamtlichen Trainern (Jochen Müller, Wilhelm Hoffmeyer, Heinz Hammer) alles ehemalige Spieler der ersten Männermannschaft waren.
Erst in der zweiten Hälfte der 60-er Jahre unter der Leitung des Clubsekretärs Werner Günther wurde es in Erfurt zunehmend professioneller.


Die Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt am 26.Januar 1966

Ende November 1965 wurde die Gründung von Fußballclubs, die sich aus den Fußballsektionen einiger Sportclubs bilden sollten, beschlossen. Offiziell begründet wurde dies mit der fehlenden internationalen Konkurrenzfähigkeit der Oberligamannschaften und dass durch diese strukturellen Veränderungen die Möglichkeiten der sportlichen Verbesserung gegeben seien. Im Vorfeld der Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt gab es vor allem hinsichtlich der Namenswahl große Diskussionen. Mitte Dezember 1965 hatte man sich dann auf einen Namen geeinigt, der Vorsitzende des Bezirksvorstands des DTSB verkündete diesen in der Tagespresse:

„Wir haben auch über einen Namen eingehend mit den Sportlern und Funktionären beraten und sind zu dem Entschluss gekommen, uns schlicht und einfach FC Erfurt zu nennen.“

In den damaligen Presseveröffentlichungen wurde der Name FC Erfurt dann bis in die zweite Januarwoche des Jahres 1966 auch benutzt und die Mannschaft trat bei zwei Freundschaftsspielen als FC Erfurt an. Das erste Spiel am 9.1.66 gegen Vorwärts Meiningen endete 0:0, das zweite am 16.1.66 wurde mit 6:1 gegen die BSG Motor Altenburg gewonnen.

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In der zweiten Januarwoche wurden dann die Journalisten darüber informiert, dass der Name FC Erfurt nun doch nicht gewählt werden soll und nun wurde, wenn auch uneinheitlich und teilweise konfus, wieder der bisherige Name SC Turbine in den Veröffentlichungen gebraucht. Dies sollte bis vier Tage vor der Gründungsversammlung auch so bleiben. Erstmals am 24.1.1966 wurden die Erfurter Fußballanhänger in der lokalen Presse (Tageszeitung "Das Volk") über den nochmals geänderten neuen Namen informiert:

„Das war also der Abschied vom SC Turbine. Zum letzten Male unter dem alten Namen und im gewohnten blauen Dress antretend – am kommenden Mittwoch wird ja nun der FC ‚Rot-Weiß Erfurt‘ gegründet ....“

Die Namensentscheidung wurde von Adolf Wicklein, dem u.a. für Sport zuständigen 2. Sekretär der Bezirksleitung der SED, getroffen. Er bediente sich dabei der Farben des Erfurter Stadtwappens, einem roten Rad auf weißem Grund.

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Am 26.1.1966 fand die Gründungsversammlung des FC Rot-Weiß Erfurt im Haus der Jugend und Sportler, dem heutigen Stadtgarten, statt. Anwesend waren Vertreter sämtlicher Institutionen, die Einfluss auf den Leistungssport bzw. den Fußball des SC Turbine, nun des FC Rot-Weiß hatten. Von der Bezirksleitung Erfurt der SED waren die zwei Sekretäre Adolf Wicklein und Siegfried Mohr dabei, von der Stadt Erfurt der Oberbürgermeister Rolf-Dietrich Nottrodt und vom neuen Trägerbetrieb VEB Optima Büromaschinenwerk Erfurt der Werkdirektor Heinz Milde, welcher der erste Präsident des FC Rot-Weiß Erfurt werden sollte. Mit Hans Hopp, Mitarbeiter der Bezirksbehörde der DVP und Horst Bartzsch, stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung Das Volk, wurden dessen zwei Stellvertreter berufen. Werner Günther, der bereits im SC Turbine als Funktionär tätig gewesen war, führte den FC bis 1968 als Clubsekretär und nach dem Rückzug Heinz Mildes dann als Clubvorsitzender. Finanzleiter des neu gegründeten FC Rot-Weiß Erfurt wurde Hans Machts, ehemaliger Spieler und langjähriger Clubfunktionär des SC Turbine.

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Die bisherigen Fußballsektionen des SC Turbine Erfurt und der BSG Motor Optima, also des neuen Trägerbetriebs, wurden in den neuen FC integriert. Ca. 150 von 1400 Mitgliedern der bisherigen BSG Motor Optima, die aus der Tradition des ehemaligen Arbeitersportvereins Turngenossenschaft hervorgegangen war, akzeptierten diesen Beschluss jedoch nicht und traten aus der BSG aus. Insgesamt 19 Mannschaften wurden in den neuen FC integriert, vom SC Turbine 13 Mannschaften (1xOberliga, 1xOberliga-Reserve, 1xBezirksliga, 1xBezirksklasse, 2xKreisklasse, 2xAH, 2xJunioren, 2xJugend, 2xSchüler, 2xKnaben) und von der BSG Motor Optima fünf (1xBezirksklasse, 1xKreisklasse, 1xAH, 1xSchüler, 1xKnaben).

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Der FC Rot-Weiß Erfurt spielte zunächst in rot-blauer-Spielkleidung. Das erste Tor für den neuen FC schoss Rudi Dittrich bei einem 4:1-Sieg im Freundschaftsspiel gegen die BSG Motor Babelsberg am 29.1.1966.


Nach dem sofortigen Wiederaufstieg 1967 erreichte der FC Rot-Weiß Erfurt immerhin einen 9., in den folgenden Saisons einen 8. und dann wieder einen 9. Platz. Es gelang in der zweiten Hälfte der 60-er Jahre aber nicht, die Erfurter Mannschaft in die Spitzengruppe der Oberliga zu bringen.

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Der Text ist ein Auszug aus: Michael Kummer: Die Fußballclubs Rot-Weiß Erfurt und Carl Zeiss Jena und ihre Vorgänger in der DDR. Ein Vergleich ihrer Bedingungen. Dissertation, Potsdam 2010.

Die Bilder stammen alle aus dem Archiv Olaf Schwertner.

Vielen Dank an Autor und Bildgeber.